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21.04.2010

Abwassertechnik: Die TU Darmstadt ist als einzige Hochschule Deutschlands bei der Expo in Shanghai vertreten

TU als einzige deutsche Hochschule bei der Weltausstellung in Shanghai


Im deutschen Haus in Shanghai wird die Technische Universität Darmstadt ebenfalls im Rahmen der Expo 2010 ihr Wasserprojekt präsentieren. Die dreidimensionale Visualisierung zeigt den Standpavillon im "German Centre", den die Offenbacher Agentur "Cosalux" entwickelt hat. Große Tropfen symbolisieren das Wasser als wesentliches Element. Die von der Decke hängenden Tropfen sind bis zu acht Meter lang. Animationsgrafik: Cosalux

Wenn am 1. Mai die Expo 2010 in Shanghai eröffnet, ist die Technische Universität  Darmstadt (TU) die einzige deutsche Hochschule, die in den Ausstellungshallen mit einem eigenen Exponat vertreten sein wird. Bis 31. Oktober werden 70 Millionen Besucher auf der bislang größten Weltausstellung erwartet.Bauingenieure der TU stellen in Shanghai innovative Ver- und Entsorgungslösungen vor, die am Institut WAR, Fachgebiet Abwassertechnik, entwickelt wurden. WAR ist eines von zwölf Instituten des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Geodäsie, das zur Lösung komplexer Aufgaben im Umwelt- und Gewässerschutz beiträgt.Neben TU-Professor und Fachgebietsleiter Peter Cornel werden TU-Professor Martin Wagner und Susanne Bieker in Shanghai dabei sein, die sich im Institut auf der Lichtwiese seit Jahren mit Lösungen für schnell wachsende Städte beschäftigen, in denen die Versorgung mit Wasser und die Entsorgung von Abwasser und Abfall eine der größten Herausforderungen der Zukunft darstellen.Dass die TU in Shanghai vertreten ist, geht auch auf deren jahrelange Zusammenarbeit mit der Tongji Universität in Shanghai zurück. Seit 25 Jahren, sagt Martin Wagner, kooperierten die Universitäten, was sich im Austausch von Studierenden und auch in den Inhalten niederschlage. Fragen zur Wiederverwendung von Wasser, zur Nährstoffrückgewinnung oder etwa zur Elimination von Arzneimitteln aus dem Wasser versuche man, gemeinsam zu beantworten. In Eberstadt hat die TU ein Versuchsfeld eingerichtet und entwickelt dort beispielsweise Konzepte, wie Grauwasser (Wasser von Duschen, Spül-, Waschmaschinen und Badewannen) aufbereitet und für die Toilettenspülung nutzbar gemacht werden kann. Maschinen, die in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie entwickelt werden, schicken die Darmstädter Experten dann auf die Reise in die Entwicklungsländer, damit sie vor Ort erprobt werden können.


Susanne Bieker betreut das Trinkwasser-Projekt der TU. Foto: Roman Grässer

In Ländern wie China und Indien oder in Südamerika etwa wachsen die Städte teilweise um 1000 Einwohner pro Tag - das sind 365.000 Menschen pro Jahr (zum Vergleich: Darmstadt hat rund 141.000 Einwohner). Bei diesem oft schnellen und unkontrollierten Wachstum besteht ein ,,enormer Handlungsbedarf, die Ver- und Entsorgung von Abfall, Abwasser und Trinkwasser zu planen und zu entwickeln", sagt Susanne Bieker. ,,Wenn man bedenkt, dass die Deutschen im Schnitt 130 Liter Wasser pro Tag verbrauchen, kann man sich vorstellen, was das für die Systeme in diesen Städten bedeutet." Herkömmliche zentrale Versorgungs- und Entsorgungssysteme, wie sie üblicherweise in Industrieländern eingesetzt werden, erwiesen sich in diesen Ländern nicht als sinnvoll, da sie nicht flexibel an sich dynamische verändernde Strukturen angepasst werden könnten, erklärt sie. Man brauche eine Mischung aus einem zentralen System wie auf einem Bauernhof und einem nicht zentralen System wie in westlichen Großstädten, um die Probleme zu lösen, sagt Martin Wagner. Folglich wurde an der TU in Zusammenarbeit mit der Partner-Universität Tongji ein ,,semizentrales" System entwickelt, das einem gleichnamigen Forschungsansatz 2003 auch seinen Namen gab. Ideengeber von ,,Semizentral" war TU-Professor Peter Cornel. Der Ansatz von ,,Semizentral" wird nun auf der Expo als ,,vorbildlicher Umgang mit Ressourcen Wasser und Energie" der Öffentlichkeit vorgestellt. ,,Semizentral" basiert auf kleineren Ver- und Entsorgungssystemen, die sich flexible erweitern lassen und an die jeweiligen Rahmenbedingungen anpassen, erklärt Martin Wagner. Es sieht die innerstädtische Wiederverwertung von Wasser vor, was erhebliche Wassermengen und Energie einspart. Auch berücksichtigt das Konzept Abfallströme und nutzt sie zur Energiegewinnung, so dass der Betrieb auch energieautark laufen kann. Diese komplexen Prozesse laufen nicht in riesigen Anlagen außerhalb der Mega-Städte ab, sondern in Gebäuden, die neu in den Städten gebaut werden sollen. ,,Wir arbeiten an einem Haus aus Stahl und Beton", sagt Wagner und zeigt das Foto von einem Gebäude, das zur Zeit in Bangkok entsteht. Dort arbeite man an sogenannten ,,eingeschlossenen Klärwerken", die an der TU weiterentwickelt werden.In dieser Woche wollen die TU-Experten jedoch erst einmal in Shanghai sein - zumindest Susanne Bieker, die beim Aufbau dabei sein möchte. Gleich zweimal ist die TU in der Ferne vertreten: Im chinesischen Themenpavillon ,,Urban Planet" und im ,,German Centre", dem deutschen Haus in Shanghai. Im Themenpavillon, durch den stündlich rund 4000 Besucher wie in einer Schleuse durchgeführt werden, sehen sie einen Film über das Ver- und Entsorgungssystem. Viereinhalb Meter hoch ist das Exponat mit dem zentralen Bildschirm, auf dem der 90-Sekunden-Film gezeigt wird. Im German Centre hingegen können die Besucher länger verweilen, auf mobilen Sitzen eine Pause machen und sich gezielt bei den Fachleuten informieren. Finanziert wird der Messeauftritt - wie auch das komplette Forschungsprojekt - aus Drittmitteln. Seit 2003 sind sieben Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium in das Projekt geflossen.Auf der insgesamt 70 Hektar umfassenden Ausstellungsfläche ist die TU sehr zentral platziert. ,,Besser geht es nicht", sagt Martin Wagner. ,,Für uns als Fachgebiet ist das ein Riesen-Ereignis." Bei der Expo erreiche man einerseits die ,,breite Masse" und könne sie über die Grundidee des Projekts informieren, andererseits aber auch am gleichen Ort detailliertes Wissen weitergeben. ,,Jetzt sind wir aber erst einmal gespannt, wie dort alles aussieht", sagt Susanne Bieker, die am Mittwoch fliegen möchte - sollten bis dahin die Flugzeuge in Frankfurt wieder abheben.
(Quelle: www.echo-online.de)