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15.12.2014

Made in Hessen - Umwelttechnologie-Lösungen für globale Märkte

Die internationale Nachfrage nach Umwelttechnologien steigt rasant, auch in China. Dass das Wirtschaftswachstum bisher mit verheerenden Nebenwirkungen einherging, ist der chinesischen Öffentlichkeit bewusst.  Die Regierung will das ändern und hat im 12. Fünfjahresprogramm ehrgeizige
Ziele formuliert, um Schaden von der Umwelt abzuwenden. Hier setzen Hessens Unternehmen an und punkten mit Kompetenz und Know-how.

Chinas  Premierminister  Li  Keqiang kündigte der Umweltverschmutzung
in  China  den  Kampf  an:  »Es  bringt nichts, in einer schönen Umgebung
zu leben, jedoch arm zu sein. Es bringt ebenfalls nichts, reich zu sein, jedoch
mit den Folgen einer Umweltkatastrophe leben zu müssen.« Nach einer im
Mai 2014 veröffentlichten Zwischenevaluierung wurden die vorgegebenen
Etappenziele allerdings nur teilweise erreicht.  Nun  sollen  verstärkte  An-
strengungen  zur  Umsetzung  unternommen werden.

Starke Partner.  Hessens Umwelttechnologiebranche wartet nicht nur mit
einem breiten Spektrum an Lösungen auf, die auch in China dazu beitragen
können, den Zielen im Umweltbereich ein  gutes  Stück  näherzukommen  –
»Made in Hessen« steht auch für hohe Qualität,  Funktionalität  und  Zuver-
lässigkeit.  Zudem  verfügen  die  Unternehmen  über  umfangreiche  Aus-
landserfahrungen, da sie mittlerweile bereits 40 Prozent ihres Umsatzes au-
ßerhalb  von  Deutschland  erzielen. Neben zahlreichen Unternehmen, die
eine große Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen  anbieten,  fi nden
sich hochkarätige Hochschulen und Forschungsinstitutionen  mit  exzel-
lenter wissenschaftlicher Kompetenz. Die hessische Außenwirtschaftsför-
derung unterstützt die Unternehmen beim Aufbau und der Ausweitung von
Geschäftsbeziehungen in internationalen Märkten. Hierzu bietet die Hes-
sen Trade & Invest GmbH im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeri-
ums und in enger Kooperation mit den Wirtschaftskammern und Verbänden
ein Bündel an Maßnahmen, darunter Messebeteiligungen und  Delegations-
reisen.Zahlreiche Unternehmen nutzten bereits die Unterstützung bei der
Erschließung  ausländischer  Märkte. Nachfolgend zwei Beispiele aus dem
Umweltbereich.

Mit  Wassertechnik  nach  China.  Von diesen Maßnahmen profi tierte auch
die  Steinhardt  GmbH  Wassertechnik  aus  Taunusstein.  »Die  hessische Delegationsreise nach China hat uns Türen geöffnet: Wir konnten Märkte
erkunden, kulturelle Besonderheiten verstehen und wichtige Geschäftskon-
takte  vertiefen«,  so  Jörg  Steinhardt, Geschäftsführer  des  Unternehmens,
das in über 40 Ländern Ausrüstungen aus Edelstahl und Aluminium für den
Hochwasserschutz,  die  Regen-  und Abwasserbehandlung sowie Systeme
zur Bewirtschaftung von Kanalnetzen anbietet. Der mittelständische Betrieb
realisiert bereits 50 Prozent seiner Umsätze durch den Export.
Seit  2005  arbeitet  die  Steinhardt GmbH  mit  Einzelpersonen,  Firmen,
Forschungsinstituten  und  Behörden aus  und  in  China  zusammen.  Nach
fünf Jahren Vorbereitung tätigte das Unternehmen  dort  anlässlich  der
Expo  2010  in  Shanghai  sein  erstes Geschäft im Bereich Regenwasserbe-
handlung.  Weitere  Verträge  folgten unter  anderem  in  Peking,  Shanghai
und Kunming. Dazu kamen  Kooperationen in der angewandten Forschung
und bei der Ingenieurausbildung in China. Zurzeit ist Steinhardt in ein be-
antragtes Forschungsvorhaben deutscher und chinesischer Unternehmen
und  Universitäten involviert, mit dem innovative Techniken an die chinesi-
schen Bedürfnisse und die umweltpolitischen Ziele des Landes angepasst
und  in  Pilotprojekten  demonstriert werden sollen. Hier werden praxisna-
he und kostengünstige Lösungen auf ihr Preis-Leistungs-Verhältnis getestet.

Von  Darmstadt  nach  Qingdao.  Das Fachgebiet  Abwassertechnik  des  In-
stitutes  IWAR  an  der  TU  Darmstadt arbeitet  seit  vielen  Jahren  eng  mit
verschiedenen  chinesischen  Forschungspartnern zusammen. So wurde
der  Ansatz  SEMIZENTRAL, der auf einer Idee von Peter Cornel,  Leiter  des  Fachbereichs  Abwassertechnik, basiert,  in  den  vergangenen zehn Jahren unter der Federführung  des  Fachbereichs und in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen deutschen  Partnern  sowie mit  wissenschaftlichen
Partnern  in  China  (Tongji-Universität und TU Qingdao)  entwickelt.  Gefördert
wurde  das  Forschungsvorhaben durch das Bundesministerium für Bildung  und
Forschung.
»Der  Ansatz  SEMIZENTRAL ist eine integrierte Infrastrukturlösung für schnell
wachsende urbane Räume. SEMIZENTRAL  integriert die  drei  Sektoren Wasser,
Abwasser und Abfall zu einem holistischen Ansatz. Es ermöglicht die Abstimmung zwischen den Sektoren und schafft  dadurch  Synergieeffekte  wie  einen  energieautarken  Betrieb  oder  die Einsparung  von  Klimagasen«, erläutert Peter Cornel von der TU Darmstadt.

Anlässlich der »World Horticulture Exposition 2014« (WHE) in Qingdao
wurde am 27. April 2014 das Ver- und Entsorgungszentrum (VEZ) Shiyuan
eröffnet. Es ist die weltweit erste Referenzanlage des zukunftsweisenden
integrierten  Infrastrukturansatzes. Sie wird rund 12.000  Menschen  versor-
gen. Aus  anfallendem  Klärschlamm und Speiseresten wird in der Anlage Biogas
und  daraus  Energie  erzeugt.  Dadurch  arbeitet das VEZ energieautark und
weitgehend  klimaneutral. Vorteile  sind  die  großen Einsparpotenziale: 30 Pro-
zent  Wassereinsparung und  mehr,  energieautarker Betrieb, stark reduzier-
ter  Transportbedarf,  eine rund um die Uhr gesicherte Wasserbereitstellung bei
gleichbleibender  Qualität und  hohe  Planungs-  und Finanzierungssicherheit.
Die Anlage gilt als Meilenstein  des  deutsch-chinesischen  technologischen  Wissens transfers mit  globaler  Wirkung. Bei  der  Implementierung
kooperierten  deutsche Forschungspartner  und Unternehmen eng mit chi-
nesischen Planungsinstituten und dem chinesischen Investor WHE.


Jürgen Schneider | Katarina Riedeburg