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27.11.2015

Weil es die Menschen weltweit in die Städte zieht, bedarf es neuer Infrastruktur-Lösungen. Der DNP stellt einige innovative Projekte vor.

Drei ausgezeichnete Ideen für die Megacities

Bei der Auswahl der Nominierten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung stand das Thema Megacities im Vordergrund – anlässlich des unter dem Motto "Zukunftsstadt" stehenden Wissenschaftsjahres 2015. Die drei Finalisten "zeigen den großen Beitrag der Forschung für die nachhaltige Entwicklung unserer Städte", so die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka. Zur Auswahl stehen drei viel versprechende Projekte (siehe Seite 3): Der aus 130 Partnern aus Forschung, Unternehmen und Institutionen bestehende Verbund Carbon Concrete Composite, "Semizentral", ein innovativer Infrastrukturansatz von Forschern der TU Darmstadt, sowie Wind-Area, eine Entwicklung des Frankfurter Forschungsinstituts für Architektur, Bauingenieurwesen und Geomatik. Alle drei hatte das ZDF/3sat-Wissenschaftsmagazin "nano" Anfang November in Filmporträts vorgestellt, und sie alle haben das Potenzial Impulse in der zukünftigen Stadtplanung weltweit setzen zu können, zumal sie bereits praxiserprobt sind. Nun, so heißt beim Forschungsministerium, sei es an der Zeit, die Konzepte zügig zu verbreiten und umzusetzen. Aktuell gibt es 35 Megacities mit zehn oder mehr Millionen Einwohnern, wobei darunter auch mehrere Metropolregionen wie London, Paris, das Rhein-Ruhr-Gebiet und Tokio-Yokohama gerechnet werden. Letztere ist auch die mit Abstand größte: fast 38 Millionen Menschen leben dort. Die größte Stadt ist Shanghai mit 25 Millionen Einwohnern. Auffallend ist: Unter den Top-Ten finden sich sieben Städte und Regionen in Asien. Europa ist in der Gesamtliste nur mit den drei Erwähnten sowie mit Moskau und dem europäisch-asiatischem Istanbul vertreten. Die Landflucht hält an, die Städte sind wie große Magneten. Das ist in Deutschland so, das ist in vielen anderen Teilen der Welt ebenso – nur noch extremer.

2008 überstieg weltweit die Zahl der Stadtbewohner erstmals jene der Landbewohner. Zu diesem Trend kommt ein stetiges Wachstum der Weltbevölkerung. 2025, so die Prognosen, werden bereits mehr als acht Milliarden auf der Erde leben, 2050 wohl 9,6 Milliarden und zum Ende des Jahrhunderts bereits 10,9 Milliarden. Afrika, Asien und Südamerika sind die Wachstumsregionen und dort vor allem die Städte. Zwar werden als Wirtschaftszentren auch weiterhin attraktive Ziele sein, die differenzierte Erwerbsmöglichkeiten bieten, doch massives Wachstum wird auch der Bildung von Slums mit allen daraus entstehenden Problemen begleitet.

Ein Beispiel für auf Wirtschaftswachstum beruhender Migrationen ist China. Das ökonomische Wachstum dort basiert auf einem schier grenzenlosem Bedarf an Arbeitskräften, die aus den ländlichen Regionen in die immer weiter expandierenden Städte zuwandern, die Expansion der Städte dort ist politisch gewollt. Zwar hat das Analysten zufolge in den vergangenen Jahren für ein Wachstum des Bruttosozialproduktes von rund 15 Prozent gesorgt, doch sind damit auch Schattenseiten verbunden: Die Infrastruktur wächst nicht in dem Maße, wie Menschen in die Städte strömen. Das Ergebnis sind Probleme in allen Bereichen - von der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bis zu gravieren Umweltproblemen. Jeder kennt die Bilder, etwa aus Peking, wo die Sonne oft nicht mehr sichtbar ist und die Menschen nur noch mit Atemschutzmasken durch die Straßen gehen, weil die Feinstaubbelastung inzwischen dauerhaft ein Vielfaches des Wertes beträgt, den die Weltgesundheitsorganisation als Grenzwert und damit als gesundheitsschädlich sieht.

Für Deutschland als Land der Ingenieurskunst und technischen Innovationen ist der Trend zu immer mehr und immer größeren Megacities ein positiver. Das beginnt beim Bau von Wolkenkratzern und modernen Baukränen, mit denen man mehrere hundert Meter in die Höhe bauen kann, und geht bis hin zu moderner Klimatechnik, die hilft, den Energiebedarf zu senken. Die drei für den deutschen Nachhaltigkeitspreise nominierten Unternehmen haben das Zeug dazu, mit ihren innovativen Ansätzen Beiträge dazu zu leisten, dass nicht nur Megacities attraktive Lebensräumen werden.

Quelle: www.welt.de/print/die_welt/article149325459/Drei-ausgezeichnete-Ideen-fuer-die-Megacities.html